Changemakerin Ulrike Stolze: Stellt euch breit auf
Während die einen noch über Flexibilität als Firmenstrategie in Zeiten Wandels sprechen, ist Ulrike Stolze schon mal vorgelaufen. Auf der letzten INNATEX überraschte ihr junges Label, das sich ursprünglich Taschen und Accessoires mit Kork verschreibt, mit einem ganz neuen Produktsegment. Ihrem kreativen Kopf, der Looks, Praktikabilität, Materialien gleichermaßen denkt, ist es zu verdanken, dass ein UlStO-Produkt mit dem jüngsten German Design Award ausgezeichnet und für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis sowie den Bundespreis Ecodesign nominiert ist. Dieselbe Kreativität hilft sicher auch dabei, die guten Aspekte in einer Pandemie zu finden, und darauf den Fokus zu legen.
Neue Segmente erkunden als Anpassungsstrategie
COVID-19 hat unsere Zeitpläne deutlich verschoben. Durch die Hygieneregeln und weil manche Mitarbeitenden in Kurzarbeit sind, dehnen sich die Produktionszeiten extrem aus. Alle Parteien auf dem Markt stehen Veränderungen gegenüber. Wir müssen flexibel reagieren und uns jedes Mal organisatorisch aufs Neue anpassen. Nichtsdestotrotz können wir weiterhin produzieren und damit Arbeitsplätze sichern. Das freut uns sehr.
Zudem stellen wir uns breiter auf, damit Einschnitte und Veränderungen einen kleineren Einfluss haben: Bald gibt es einen neuen Ableger von UlStO mit ganz neuen Produkten. Wir haben die deutschlandweit erste Home-Kollektion aus Kork und recycelten Materialien entwickelt. Natürlich nachhaltig und fair. So sieht auch mein Tipp an die Kolleginnen und Kollegen aus: Stellt euch möglichst breit auf!
Was die Digitalisierung betrifft, hatten wir sowieso schon geplant, künftig mehr online umzusetzen und an weniger Messen sowie Märkten teilzunehmen. Wegen Corona mussten wir diese Veränderung deutlich schneller und rigoroser umsetzen, denn 90% der Veranstaltungen fielen weg. Aber so haben wir auch schneller unser Ziel erreicht.
Aktives Netzwerken, intensive Beziehungen
Wir haben es schon immer geliebt, uns mit Mitstreiter*innen aus der Nachhaltigkeitsszene auszutauschen, und immer offen und transparent kommuniziert. Das blieb auch in den letzten Monaten so, auch wenn wir uns wegen Corona weniger persönlich sehen. Unter anderem tauschen wir uns intensiv mit wat? Apparel aus. Mit unseren Kund*innen stehen wir über Social Media und via Mail beziehungsweise Newsletter in Kontakt.
Mittlerweile können wir immerhin wieder raus, uns austauschen, präsentieren und persönliche Kontakte pflegen. Das macht uns nicht nur Spaß, sondern es ist uns gerade jetzt wichtig, Messen wie die INNATEX zu unterstützen. Auch die Veranstaltungsbranche braucht Support.
Wir sind generell optimistisch eingestellt und haben es in der Pandemie geschafft, mehr Zeit für Reflexion zu haben. So konnten wir Ideen umsetzen, die schon lange schlummerten, aber bis dato keinen Platz hatten. Außerdem hatten wir einen wundervollen Sommer, den wir voll genießen konnten. So hat sich gezeigt, dass wir einfach das Beste aus der Situation machen können.
Ich hoffe, dass das Green-Fashion-Netzwerk deutlich gestärkt und noch sicherer aus der Pandemie hervorgeht. Im Bereich Konsum generell wünsche ich mir noch mehr Bewusstsein. Ich habe schon das Gefühl, dass die Pandemie Erkenntnisse hervorgerufen hat, aber die sollen auch das Handeln langfristig beeinflussen.